Pegida Wien will es noch einmal wissen. Am 19. April soll es einen weiteren Aufmarsch der islam-feindlichen Gruppierung geben.
[Erstveröffentlichung: Vice] Seit dem Auftauchen der Pegida-Bewegung in Österreich reiht sich ein Misserfolg an den nächsten. In den beiden Städten Dresden und Leipzig konnte Pegida als lokales Phänomen tatsächlich größere Menschenmengen mobilisieren, ist nun allerdings nach einigen Spaltungen bereits im Niedergang. Doch überall sonst in Deutschland und Österreich waren die Pegida-Aufmärsche bereits von Beginn an mit zumeist weit größeren antifaschistischen Demonstrationen konfrontiert und wurden oft erfolgreich blockiert.Nun will Pegida in Wien am 19. April nochmals marschieren. Nationalsozialistische Wiederbetätigung sowie Rassismus sollen dabei ausdrücklich untersagt sein, heißt es von Seiten der Veranstalter. Wie das allerdings damit in Einklang zu bringen ist, dass die Führung von Pegida selbst sowohl in Deutschland wie auch in Österreich aus dem rechtsextremen Eck kommt, bleibt unklar. Sowohl in Wien wie in Graz wurden auch Hitler-Grüße gezeigt.
Beim ersten Pegida-Aufmarsch in Wien waren rund 300 Rechtsextreme auf der einen Seite, bis zu 5.000 AntifaschistInnen auf der anderen Seite. Ein ähnliches Bild und ähnliche Größenverhältnisse boten sich in Graz, Linz oder Bregenz. Gemeinsam war allen Pegida-Aufmärschen die sichtbare und starke Präsenz von bekannten Rechtsextremen und Neonazis sowie rechten Fußball-Hooligans.
Den ersten Aufmarsch von Pegida in Wien am 2. Februar beobachtete auch der Rechtsextremismus-Experte Wolfgang Purtscheller. Über die Zusammensetzung der Kundgebung meinte er:
Soweit ich das verfolgen konnte, setzte sich dieser faschistische mummenschanz zu 80 Prozent aus den altbekannten Patienten zusammen. Über die Kernszene des Wiener Rechtsextremismus/Neofaschismus sind sie nicht hinaus gekommen. Erwähnenswerte kontingente stellten
– die Idiotitären, wobei die Angeberei ihres obercheckers Markovics, seine Juxtruppe hätte 50 leute gestellt, mit äußerster vorsicht zu genießen ist.
– altbekannte Hardcore-Burschis, vorneweg der sattsam bekannte Martin Graf von der dem Neonazismus zugeneigten B! Olympia.
– das Bodenpersonal der Nazi-Schläger- & vorgeblichen Austria Wien-Hooligan-Truppe Unsterblich (UST)
– die „Eisern Wien“ skandierende Veteranen-Gruppe rund um die Blood & Honour-Band „Service Crew“, wobei wir es dabei im Prinzip mit dem früheren, durchaus gewaltbereiten (und Rapid-begeisterten) Fußvolk von Küssels seliger VAPO zu tun haben
– einschlägig bekannte nazistische Einzelkämpfer und verstreute Anhänger einstiger Szenegrößen wie Honsik, Rosenkranz & Co.
– den Rest von diesem Abschaum stellten halt die unvermeidlichen FPÖ-Fans und hardcore-Krone-Leser, die bei solchen veranstaltungen immer auftauchen.
– und, nicht zuletzt: so gut wie keine Frauen. Was auch saugut zum Milieu passt.
Gemeinsam war allen Pegida-Aufmärschen ein hohes Gewaltpotential. In Wien, Oberösterreich und laut der OGR Steiermark auch in Graz, kam es zu Übergriffen auf AntifaschistInnen rund um die Demonstrationen. Dabei wurden mehrere Menschen teils ernsthaft verletzt und mussten im Krankenhaus behandelt werden.
Was die Mobilisierung betrifft, waren allerdings alle bisherigen Pegida-Aufmärsche wenig erfolgreich. Auch die bisherigen Medienauftritte, insbesondere des ehemaligen Wiener Pegida-Sprechers Nagel, sorgten sogar auf den Facebook-Seiten von Pegida für Empörung bis Erheiterung. Nun hat Pegida einen neuen Anlauf mit einem neuen Sprecher gestartet und sich mit Ewald Stadler zusammengetan. Stadler, in den 1990ern Jahren bekannt als „Jörg Haiders Dobermann“ und als Freund rechter Verschwörungstheorien, war bereits bei der FPÖ und beim BZÖ aktiv und hat mittlerweile seine eigene Partei gegründet, die Reform-Konservativen. Offenbar dürfte auch Stadler hinter dem Projekt einer „Pegida-Partei“ stecken.
Doch auch mit Stadler an der Spitze wird neben der FPÖ wohl kaum Platz sein für eine weitere rechtsextreme und islam-feindliche Partei. Auch der Politikwissenschafter Benjamin Opratko verweist auf die FPÖ und sagt, dass dort „ein guter Teil der in Dresden erhobenen Forderungen und verbreiteten Ressentiments eine wohl erprobte Heimat hat.“
Für den 19. April hat das Bündnis Offensive gegen Rechts bereits eine Gegendemonstration angekündigt.