Der Trauzeuge

Bild: Stockinger/BMöDS, Collage: Michael Bonvalot

Der Unternehmer Karl Ochsner hat unter Schwarz-Blau einen rasanten Aufstieg hingelegt. Was wohl nicht geschadet hat: Er ist Straches Trauzeuge. Werden Grüne und ÖVP seine Aufsichtsratsjobs 2020 verlängern? Und könnte er Straches Wahlantritt unterstützen?

Wenn Heinz-Christian Strache tatsächlich zu den Wiener Wahlen antreten möchte, braucht er vor allem zwei Dinge: Personal und Geld. Generell gilt für einen solchen Wahlantritt: Je weniger ehrenamtliche Parteibasis vorhanden ist, desto mehr Geld muss in die Werbung gepumpt werden.

Dass sehr viel Geld auch einen eklatanten Personalmangel ausgleichen kann, hat der rechte Milliardär Frank Stronach gezeigt. Zuerst hatte er sich – vor allem aus den Resten der FPÖ-Abspaltung BZÖ – eine Fraktion im Parlament zusammengekauft. Dann schaffte er mit einem enorm teuren Wahlkampf beim erstmaligen (und einzigen) bundesweiten Antritt im Jahr 2013 aus dem Stand 5,7 Prozent der Stimmen.

Wer könnte Strache finanzieren?

Möglicherweise ist es also kein Zufall, dass sich Ende November 2019 Strache und Milliardär Stronach zum gemütlichen Stelldichein trafen. Worüber tatsächlich gesprochen wurde, bleibt ungewiss. Auf Nachfrage des Boulevardblatts Heute schickt Stronach statt einer konkreten Antwort eine Art Parteiprogramm in Kurzform.

Wer einen Wahlantritt von Strache und der „Allianz für Österreich“ finanziell unterstützen könnte, ist allerdings eine sehr relevante Frage. „Wer zahlt, bestimmt“, heißt es nicht umsonst. Dazu braucht es einerseits diejenigen, die tatsächlich tief in die (Firmen)kasse greifen. Und dann braucht es diejenigen, die für die notwendigen Gespräche sorgen und die richtigen Kontakte knüpfen.

Das blaue Netzwerk: Straches Erben

Im Idealfall wären das im Fall Strache gut vernetzte Personen aus der Wirtschaft, die gleichzeitig enge und vertraute Beziehungen zum potentiellen Führer einer „Liste Strache“ haben. Wer hier nachforscht, der stößt relativ schnell und immer wieder auf einen Namen.

Am Rande der „Traumhochzeit“

Nur ganz kurz taucht Karl Ochsner im Oktober 2016 in den österreichischen Medien auf. Der damalige FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und Philippa Beck heiraten in der niederösterreichischen Wachau. Das rechte Boulevard-Blatt Krone berichtet begeistert und – erwartbar unkritisch – von einer „Traumhochzeit“.

Am Rande erwähnt wird im Jubelbericht auch der Trauzeuge des Paares: „Der oberösterreichische Unternehmer Karl Ochsner, Geschäftsführer des gleichnamigen Wärmepumpen-Erzeugers“, heißt es im Artikel. Mehr ist auch aus diversen anderen Medienberichten nicht zu erfahren – offenbar geben alle die gleiche FPÖ-Presseerklärung wieder.

Der Trauzeuge selbst, Karl Ochsner, spielt seine Rolle bei der Ehe auf meine Anfrage herunter: „Ich bin Trauzeuge von 3 Ehen und sah damals keinen Grund auch dem Wunsch von Herrn Strache nicht nachzukommen“, so Ochsner in doppelter Verneinung. Dabei kennen sich die beiden immerhin schon „seit über 12 Jahren“, wie er mir schreibt. Doch zu Straches besten Freunden würde er nicht zählen, so Ochsner.

„Blauer Wirtschaftskapitän“

Diese Darstellung ist zumindest ungewöhnlich – üblicherweise werden als Trauzeugen denn doch die besten FreundInnen ausgewählt. Nach der Hochzeit jedenfalls verschwindet Ochsner wieder aus den Augen der Öffentlichkeit. Im Hintergrund dürfte der Junior-Chef eines 200-MitarbeiterInnen-Betriebs aber eine wichtige Rolle für die Strache-FPÖ gespielt haben.

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„Auf der Suche nach blauen Wirtschaftskapitänen fällt wiederholt der Name des 40-jährigen Oberösterreichers“, schreibt das Profil im Dezember 2016 über Ochsner. Der sei bereits an Straches Seite „als Stimme des geknechteten Mittelstands“ aufgetreten, „als die FPÖ noch händeringend nach herzeigbaren Prominenten aus der Wirtschaft suchte“, ergänzt der Trend.

Gleichzeitig dürfte Ochsner auch innerhalb der Industrie beste Verbindungen haben: Sein Cousin war bis vor kurzem laut Tiroler Tageszeitung sogar Präsident der Industriellenvereinigung in Kärnten. Diese offenbar zentrale Rolle Ochsner im Hintergrund wird sich Anfang Februar 2018 dann schlagartig ändern.

Straches Vertrauter

Kurz zuvor, im Dezember 2017, hatten sich ÖVP und FPÖ auf eine Koalition verständigt. Das mächtige Infrastrukturministerium übernimmt Norbert Hofer – inzwischen Nachfolger von Strache als Chef der FPÖ. Nun berichten zahlreiche Medien über umfangreiche Postenbesetzungen durch Hofer.

Die neue schwarz-blaue Regierung will offenbar möglichst schnell ihre Vertrauensleute in die Aufsichtsräte der großen staatlichen Betriebe bringen. Für die FPÖ besonders wichtig ist dabei die Staatsbahn ÖBB, dort hatten sich die Blauen bereits ab Schwarz-Blau I in den 2000er Jahren in der ÖBB eingenistet.

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Die ÖBB ist eines der größten Unternehmen des Landes. Übersetzt: Viele Jobs und ein hohes Auftragsvolumen, das an passende Unternehmen vergeben werden kann.

ÖBB wird blau gemacht

Und nun taucht auf einmal auch Karl Ochsner wieder auf: Im Februar 2018 zieht er in den Aufsichtsrat der ÖBB Holding ein. „Als Vertrauter von Vizekanzler und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache“, wie der Standard explizit schreibt. Er ist dort keineswegs einzige FPÖ-Parteigänger: Der Aufsichtsrat der ÖBB wird schlichtweg blau umgefärbt.

Zum Vorsitzenden bestellt Hofer den ehemaligen FPÖ-Bundesgeschäftsführer Gilbert Trattner. Mitglieder werden neben Ochsner etwa die ehemalige FPÖ-Infrastrukturministerin Monika Forstinger, die blaue Nationalbank-Vizepräsidentin Barbara Kolm oder Andreas Reichhardt. Der Burschenschafter und Ex-Strache-Wehrsportkamerad Reichhardt wird es dann in der Übergangsregierung von Brigitte Bierlein sogar selbst zum Infrastrukturminister bringen.

Remember Ibiza

Die blaue Umfärbung von Aufsichtsräten entbehrt dabei nicht einer gewissen Brisanz. Wir erinnern uns: Im Ibiza-Video hatte Strache darüber gesprochen, dass der Strabag-Konzern des Neos-Förderers Hans Peter Haselsteiner keine öffentlichen Aufträge mehr erhalten solle. Stattdessen könnte die vermeintliche russische Oligarchin zum Zug kommen: „Alle staatlichen Aufträge, die jetzt die Strabag kriegt, kriegt sie dann“, so Strache.

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Um so etwas durchzusetzen, braucht es entsprechende Positionen im Infrastrukturministerium und in zentralen staatlichen Unternehmen. (Aus rechtlichen Gründen wird hier festgehalten: Selbstverständlich werden Herrn Ochsner und anderen Genannten damit weder ein strafrechtlich relevantes Verhalten noch entsprechende Absichten vorgeworfen.)

Der nächste Karrieresprung

Ein knappes Jahr später dann ein weiterer Aufstieg für Ochsner: Nun wird der Wärmepumpen-Unternehmer auch noch stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der neu gegründeten Staatsholding ÖBAG. Es ist ein enorm mächtiges Unternehmen und ein entsprechend wichtiger Posten.

In der ÖBAG sind die Beteiligungen des Staates unter anderem an der Post, der OMV, der Telekom, des Energie-Versorgers Verbund, der Bundesimmobiliengesellschaft sowie der Lotterien und der Casinos Austria zusammengefasst. Offenbar soll Ochsner auch hier als „Vertrauter“ von Strache und der FPÖ nach dem Rechten sehen.

Werden die blauen Mandate verlängert?

Der Umgang mit den blauen Mandaten wird in Kürze übrigens auch die türkis-grüne Regierung beschäftigen. Bei der ÖBB etwa endet die Funktionsperiode jener Aufsichtsräte, die die schwarz-blaue Regierung entsandt hat, fast durchgehend mit der Hauptversammlung 2020. Einzig in der ÖBB-Tochter Rail Cargo sind die AufsichtsrätInnen bis 2021 bestellt.

Der Reigen der ÖBB-Hauptversammlungen ist für Frühjahr 2020 zu erwarten. Die neue grüne Superministerin Leonore Gewessler, zu deren Ressort auch die ÖBB gehören, wird also sehr bald auf dem Prüfstand stehen: Werden rechte und burschenschaftliche Karrieresprünge auch unter einer grünen Ministerin fortgesetzt – oder wird hier entsprechend kompetent neu besetzt?

Und bald wird dann auch ÖVP-Finanzminister Gernot Blümel im Fokus stehen: Die mächtige ÖBAG ist innerhalb der Regierung dem Finanzministerium zugeordnet. Auch bei der ÖBAG werden ÖVP und Grüne also bald entscheiden müssen, ob der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Karl Ochsner sowie der blaue Aufsichtsrat Christian Ebner ihre gut dotierten Posten behalten.

Jede Partei – oder doch die FPÖ?

Ochsner selbst scheint vorzubauen. Er hätte diese Aufsichtsratsmandate „auch auf Anfragen jeder anderen Partei übernommen“, wie er mir schreibt. Die Anfragen für die Mandate seien nicht von Strache, sondern vom „damaligen Bundesminister Norbert Hofer bzw. Herrn Arnold Schiefer“ gekommen, so Ochsner. Auch das wäre allerdings nicht unbedingt eine Auszeichnung.

Spenden

Schiefer ist nicht nur Aufsichtsratsvorsitzender der ÖBB, sondern auch der zentrale FPÖ-Personalplaner und Alter Herr der Wiener Burschenschaft Teutonia. Die Teutonen gelten als ideologische Taktgeber der extrem rechten Burschenschafter-Szene des gesamten deutschsprachigen Raums.

Im Februar 2019 – also noch vor dem Ende von Schwarz-Blau – klang das übrigens noch etwas anders. Zu diesem Zeitpunkt erklärte Ochsner, er sei für sein Aufsichtsratsmandat in der ÖBAG „von Vertretern der freiheitlichen Wirtschaft“ kontaktiert worden. Er hätte auch beim Wirtschaftsprogramm der FPÖ mitgearbeitet, bekannte er damals (mehr zu diesem Programm findet ihr in meinem Buch „Die FPÖ – Partei der Reichen„). Ob Ochsner nach dem Ende von Schwarz-Blau seine Spuren verwischen möchte?

Im Zentrum der Macht

Mit der Übernahme der Posten bei ÖBAG und ÖBB ist der Chef eines mittelgroßen Unternehmens jedenfalls spätestens zu Beginn des Jahres 2019 im wirtschaftlichen Zentrum der Republik angekommen. Nun wird Ochsner von der FPÖ auch vor anderen UnternehmerInnen prominent präsentiert, seine Rolle als Verbinder Straches in die Wirtschaft wird sichtbarer gemacht.

Die FPÖ – Partei der Reichen

So etwa am 26. Februar 2019: In seinen Amtsräumen präsentiert der damalige Vizekanzler Strache die Unternehmer-Initiative „Starke Wirtschaft. Starkes Land.“ Rund hundert UnternehmerInnen sollen aus diesem Anlass den Weg zum Wiener Minoritenplatz gefunden haben, behauptet eine Presseaussendung des Ministeriums.

Im Kreis der FPÖ-Elite

Der einzige Unternehmer, der in der Presseaussendung namentlich zitiert wird: Karl Ochsner. Er ist auch der einzige Unternehmer auf dem Pressebild, das das Ministerium freigibt. Neben ihm nur noch blaue Politik: Strache, Hofer die einschlägig neoliberale Ex-FPÖ-Gemeinderätin Barbara Kolm, inzwischen Vizepräsidentin der Nationalbank, sowie der ebenfalls bekannt neoliberale Ex-FPÖ-Finanzstaatssekretär Hubert Fuchs.

V.l.n.r.: Ochsner, Strache, Kolm, Hofer, Fuchs. Bild: Stockinger/BMöDS

Auch in Oberösterreich tritt Ochsner gemeinsam mit FPÖ-Spitzen auf. Im April 2019 etwa findet in Linz ein „Ochsner Partnerkongress“ statt, laut Pressemitteilung hätten sich 500 Teilnehmer eingefunden. Höhepunkt des Kongresses: Ein Galaabend mit hochrangigen Gästen. Gastredner ist neben ÖVP-Landeshauptmann Thomas Stelzer auch dessen Stellvertreter, Manfred Haimbuchner von der FPÖ. Auf der Facebook-Seite von Ochsner wird der stellvertretende Bundesparteiobmann der FPÖ als einen der „hochkarätigen Teilnehmer“ hervorgehoben.

Wenn die FPÖ den Klimaschutz lobt

Haimbuchner, der wahrscheinlich wichtigste Verbinder der Blauen zu Wirtschaft und Industrie, hätte in seiner Rede die Bedeutung Ochsners „für die Wirtschaft der Region und den Klimaschutz“ betont, heißt es in der Pressemitteilung. Und das wirkt zumindest kurios.

FPÖ-Frau Kolm, ein Multimillionär und der Kauf einer Luxusvilla in Wien-Döbling

Denn Burschenschafter Haimbuchner hat in der Vergangenheit den menschengemachten Klimawandel bereits des Öfteren infrage gestellt. „Man weiß nicht, inwieweit der Mensch daran schuld ist“, behauptet er im April 2017 in einem Interview mit ATV. Maßnahmen zum Klimaschutz gehen ihm „so auf den Keks, ich halt das nicht mehr aus“, meint er im November 2016.

Der tatsächliche Hintergrund der vermeintlichen Klimaskepsis von Haimbuchner dürften die ausgezeichneten Kontakte der FPÖ zur oberösterreichischen Auto- und Stahlindustrie sein. Klimaschutz kostet, die Industrie will nicht zahlen und sucht sich entsprechende Lobbyisten. (Hier habe ich mehr zum Klimawandel und der Rolle der FPÖ aufgeschrieben.)

Umarmung zwischen Ochsner und Haimbuchner. Screenshot: LT1

Angesichts solcher Aussagen wirkt ein Lob für den „Klimaschutz“ aus dem Mund von Haimbuchner wohl bestenfalls zynisch. Umso überraschender ist dabei eine weitere Person, die Ochsner bei der Pressearbeit ebenfalls explizit hervorhebt: Die Geschäftsführerin des WWF Österreich Andrea Johanides, die am „Partnerkongress“ sogar eine Rede hält.

Ochsner sei ein „wunderbarer Partner“, erklärt die WWF-Sprecherin dem Regionalsender LT1 Oberösterreich und bewirbt im Interview gleich noch die Produkte seiner Firma. Im gleichen Beitrag tritt dann auch Klimawandel-Skeptiker Haimbuchner prominent auf.

 

Seltsame Verrenkungen

Eine Allianz zwischen einem FPÖ-nahen Unternehmer und der Umweltschutzorganisation WWF? Das wirkt auf den ersten Blick seltsam. Und auch auf den zweiten Blick.

Regelmäßig postet Karl Ochsner in sozialen Medien Werbung für den WWF. Gern posiert er mit Panda-Bildern, dem Logo des WWF. Und sogar im Absender seiner E-Mail-Adresse taucht die globale Umweltorganisation auf: Stolz wird dort im Anschluss an die Kontaktdaten verkündet, seine Firma sei „Mitglied der WWF Climate Group“ – garniert mit einem WWF-Logo mit der Aufschrift „Unternehmen für wirksamen Klimaschutz“.

Treffpunkt WWF

Die Climate Group, das ist ein WWF-Netzwerk für Unternehmen. Der Deal funktioniert offenbar so: Der WWF – eine durchaus umstrittene Umweltschutzorganisation – bekommt Geld. Im Gegenzug dürfen Unternehmen das Logo der Organisation verwenden. Ochsner selbst zahlt dafür bis zu 25.000 Euro jährlich, wie der WWF Österreich in einer Stellungnahme mir gegenüber schreibt.

Das sei die „unterste Stufe“, so der WWF – andere Firmen zahlen also mutmaßlich noch wesentlich mehr. In Zeiten der Klimakrise ist es für Firmen wohl ein nicht zu unterschätzender Werbefaktor, wenn sie sich mit dem Logo des WWF schmücken können. Auf der Seite des WWF werden dafür „Unternehmensprojekte“ der beteiligten Firmen präsentiert. Von Ochsner findet sich kein einziges.

Kleine und große Fische

Mitglieder der Gruppe sind neben Ochsner bekannte Konzerne wie die ÖBB, Spar, Ikea, der Getränkehersteller Vöslauer/Ottakringer oder die Allianz-Versicherung. Große Fische neben dem mittelgroßen Wärmepumpen-Unternehmen – und ein interessanter Raum zur wirtschaftlichen und politischen Vernetzung für den Strache-nahen Unternehmer.

Klimakrise: Die Eliten kennen die Gefahr seit Jahrzehnten

Apropos Geld: Wenn es ans Eingemachte geht, werden die Fronten schnell klar. In einem Interview mit dem Manager-Magazin “ Die Macher“ erklärt Ochsner zu seiner Position zu einer möglichen CO2-Steuer, er wäre „kein Freund von neuen Steuern“. Die Industrie in Österreich hätte doch „schon viel geleistet“. Ochsners Partner WWF hingegen fordert eine solche Steuer. Auch eine Arbeitszeitverkürzung in seinem Betrieb lehnt der Unternehmer ab.

Greta oder nicht Greta, das ist hier die Frage

Wer Ochsners Auftritte sieht, muss glauben: Umweltschutz und Klimawandel sind ihm ein enormes Anliegen. Auf Facebook schreibt er etwa über Greta Thunberg: „Greta, lass dich nicht von Menschen demotivieren, die selbst im Engagement von Jugendlichen für unseren Planeten etwas negatives (sic!) sehen. Wir unterstützen Dich und Deine Mission.“

Ein auffallender Gegensatz zur FPÖ, die in Österreich als zentrales Sprachrohr der Leugner des menschengemachten Klimawandels gelten kann. Deren aktueller Chef, der Ochsner-Förderer Norbert Hofer, verhöhnt Thunberg regelmäßig mit dem Begriff „Zöpferl-Diktatur“.

Kostet was, bringt was

Nicht unterschätzt werden sollte bei Ochsner Engagement für den WWF der Werbewert, den dieses Engagement für seine Firma bedeutet. So titelt etwa die Krone in einem Halbseiter im Juli 2019: „WWF-Klimaallianz blüht auf“.

Das große Bild dazu zeigt Ochsner mit einem WWF-Panda, darunter der Text: „Beherzter Unterstützer der WWF-Klimaallianz: Umwelt-Unternehmer und Wärmepumpen-Pionier Karl Ochsner“. Ochsner teilt den Bericht dann auf Facebook. Mit solchen Berichten ist die Mitgliedsgebühr für die Climate Group vermutlich gut investiertes Geld.

 

Zu den offensichtlichen Ungereimtheiten zwischen Ochsner Auftritten für den WWF und seinen FPÖ-Positionen will der WWF auf meine Anfrage nicht Stellung nehmen. Ebenfalls keine Antwort gibt es auf meine Frage, ob Ochsner seine Mitarbeit in der Climate Group jemals parteipolitisch genützt hätte. Auch andere Mitglieder der Gruppe halten sich auf meine Anfragen bedeckt.

Fetter Aufschlag im Aufsichtsrat

Klar ist aber: Die Climate Group des WWF ist für Ochsner sicherlich nicht der schlechteste Ort zur Vernetzung. Und auch die bisherige Bekanntschaft mit Strache und FPÖ-Wirtschaftskreisen dürfte sich für Ochsner enorm gelohnt haben.

Die Aufsichtsratsmandate bei ÖBAG und ÖBB – die Ochsner weiterhin hält – bedeuten ein Eintrittsticket für die wichtigsten industriellen Kreise der Republik. Bei der ÖBB kam kurz vor der Abwahl von Schwarz-Blau sogar noch ein fetter Aufschlag dazu.

Minister Hofer hatte wenige Tage, bevor er seinen Posten räumen musste, die Basisgage der Aufsichtsräte der ÖBB-Holding von 9.000 Euro pro Jahr auf 14.000 Euro erhöht. Zusätzlich wurde auch noch das Sitzungsgeld von 200 auf 800 Euro pro Treffen und Person erhöht.

Gagenerhöhung? Das ist „nicht viel“

Das bedeutet 55 Prozent mehr Fixgehalt und eine Vervierfachung der variablen Entlohnung. Die Erhöhung trat bereits rückwirkend für das Geschäftsjahr 2018 in Kraft. Hofer behauptet, das sei geschehen, „bevor man wusste, dass die Regierungszeit endet“.

Fette Katzen

Im Dezember 2019 wurde allerdings bekannt, dass Straches Leibwächter die FPÖ bereits Wochen vor Erscheinen des Videos gewarnt haben soll. Doch egal, wie die Geschichte lief: Für Ochsner ist die Erhöhung ein äußerst gutes Geschäft. Er selbst meint hingegen, dass die Entschädigung ohnehin „nicht viel“ sei.

Bekenntnis zur Strache-FPÖ

Doch wie dick ist Ochsner derzeit mit Strache? „Ein persönlicher Kontakt mit Herrn Strache“ würde derzeit nicht bestehen, schreibt mir Ochsner. Er würde „weder Herrn Strache, noch eine andere politische Partei finanziell unterstützen“. Ochsner schreibt mir allerdings auch, dass er sich „als weltoffen und liberal bezeichnen“ würde, „mit starkem grünem Gewissen“. Er würde „weiterhin eine politisch neutrale Position einnehmen“.

Die Geschichte mit Neutralität, Weltoffenheit und grünem Gewissen klang in der Vergangenheit schon mal etwas anders. Im Februar 2019 etwa sagte er gegenüber der Tiroler Tageszeitung, dass er die Strache-FPÖ „aus Überzeugung“ wählen würde. Gegenüber dem Profil erklärte er im Dezember 2016, bei der letzten Bundespräsidentschaftswahl hätte er den FPÖ-Kandidaten Hofer gewählt.

Ist jetzt alles wieder gut? Spoiler: nein.

Das sind sehr eindeutige öffentliche Bekenntnisse zur damaligen Strache-FPÖ. Und auch Ochsner Auftritte mit Strache und anderen FPÖ-Spitzen sprechen eine klare Sprache.

Wer rührt die Trommel?

Ob Ochsner nun tatsächlich für Strache die Werbetrommel rühren wird? Das wird die Zukunft weisen. Ochsner jedenfalls schließt zwar eine finanzielle Unterstützung aus. Zu einer ideellen Unterstützung, etwa durch Vernetzungsarbeit, äußert er sich nicht.

Mit seinen Verbindungen wäre Ochsner jedenfalls ein klassischer Kandidat, um Unterstützung für einen neuerlichen Antritt von Strache in Unternehmerkreisen zu organisieren. Nicht zuletzt seine Aufsichtsratsmandate könnten dabei sicherlich nützlich sein – es wird also spannend, ob Grüne und ÖVP diese verlängern.

Immerhin ist Ochsner der einzige bekannte Unternehmer, der sich sowohl öffentlich zur Strache-FPÖ bekannt hat –und gleichzeitig ein langjähriges Naheverhältnis zu Strache hat. Nach Medienberichten war er in einschlägigen Kreisen als „blauer Wirtschaftskapitän“ bekannt. Ein Mann im Hintergrund. Ein Trauzeuge.

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