Die Corona-App des Roten Kreuzes, der Uniqa-Konzern und die ÖVP

Bild: Vino Li
Die Corona-App des Roten Kreuzes könnte verpflichtend eingeführt werden. Finanziert wurde sie vom ÖVP-nahen Versicherungskonzern Uniqa – eine fragwürdige Konstruktion für eine solche App.

Die neue Corona-App des Roten Kreuzes soll möglicherweise verpflichtend eingeführt werden – damit werden auch die Organisationen hinter dieser App enorm relevant. Veröffentlicht wurde die App durch das Rote Kreuz, finanziert aber wurde sie durch die Uniqa-Privatstiftung – also eine private Versicherung, die unter anderem im Gesundheitsbereich ihr Geld macht. Sowohl das Rote Kreuz wie Uniqa bestätigen diese Finanzierung auf ihren Homepages.

Der Versicherungskonzern Uniqa gilt als strikt ÖVP-nah, auch dem Roten Kreuz werden immer wieder Sympathien für die ÖVP nachgesagt. Der Versicherungskonzern hat in der Vergangenheit auch immer wieder hohe Summen an die ÖVP gespendet. Die Uniqua selbst bestätigt einige dieser Spenden auf ihrer Homepage.

Die Verbindungen zwischen Uniqua und ÖVP sind auch personeller Natur: Ex-ÖVP-Finanzminister Hartwig Löger war vor seinem Regierungsamt Vorstandsvorsitzender der Uniqa. Hier findet ihr meine Recherche über Löger. Auch Bundeskanzler Sebastian Kurz war einst in der Uniqa beschäftigt.

Corona darf nicht zum allmächtigen Überwachungsstaat führen

Programmiert hat das Rote Kreuz die App nicht selbst – das wurde von der IT-Firma Accenture übernommen. In Deutschland soll die Firma in einen Skandal um falsche Abrechungen verwickelt sein, berichtete die FAZ im Februar 2019.

Das sagt natürlich noch nichts darüber aus, ob die Corona-App gut oder schlecht entwickelt ist. Das Problem: Das kann derzeit auch nicht unabhängig überprüft werden, denn die App ist nicht open-source. Gerry Foitik, der Sprecher des Roten Kreuzes schreibt auf Twitter, daran würde „gearbeitet“. Auch die grüne Klubchefin Sigi Maurer äußert sich entsprechend.

All diese Bedenken sagen klarerweise noch nichts über die Qualität der Corona-App aus. Doch auch hier gibt es Bedenken. Wie anonym oder „pseudonym“ die Daten der App sind, wird derzeit diskutiert. Der Datenschutzrechtler Max Schrems sagt in der Krone, dass das lokale Selbst-Tracking, auf das die App setzt, „datenschutzrechtlich unbedenklich und sinnvoll“ sei.

 

Der IT-Experte Wolfie Christl ist da skeptischer: Er würde die App aktuell „maximal als Info- und Kommunikations-Tool“ sehen – „mit dem Potenzial, später für okaye oder desaströse Zwecke eingesetzt zu werden“.

Und dann gibt es da eben noch die Frage, mit der dieser Artikel begonnen hat: Die App wurde von der Privatorganisation Rotes Kreuz bestellt, von einem privaten IT-Konzern gebaut und vom Versicherungskonzern Uniqa finanziert – ist das wirklich die beste Konstruktion für eine App, die möglicherweise vom Staat verpflichtend für die gesamte Bevölkerung eingesetzt wird?

(Ergänzt am 6. April um Statements zur Qualität der App)

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