Die IG Nordbahnhalle spricht von Brandstiftung

Das alternative Veranstaltungszentrum Nordbahnhalle in Wien hat am Sonntag über Stunden gebrannt. Die Betreiber gehen von Brandstiftung aus.

Die Nordbahnhalle war seit 2017 ein beliebtes alternatives Veranstaltungszentrum in Wien. Über 200.000 BesucherInnen haben die Halle bis Juli 2019 besucht, wie die IG Nordbahnhalle schreibt. Doch die Halle war von Beginn an umstritten. Sie steht mitten am Stadtentwicklungsgebiet Nordbahnhof und sollte nach den Plänen der Stadt bald abgerissen werden.

Nun stand die Halle am Sonntag über Stunden in Brand, die Rauchsäule war über weite Teile von Wien zu sehen. Die IG Nordbahnhof schreibt in einer Stellungnahme: „Als Bürger*innen-Initiative #IGNordbahnhalle gehen wir von Brandstiftung aus.“ Der Strom sei gekappt gewesen, der BI würde jegliche Vorstellung fehlen, „wie die Halle ohne Fremdeinwirkung abbrennen konnte“.

 

Seit Anfang Oktober hätte die BI nach einem Teilabriss darauf gedrängt, „dass die Halle nach dem Teilabriss gesichert und verbarrikadiert wird, um Vandalismus zu verhindern. Letzte Woche hat die ÖBB endlich die notwendige Sicherung vorgenommen.“ Es wäre also nur schwer möglich gewesen, in die Halle zu gelangen, so die BI.

Wichtiges soziales Zentrum

Ursprünglich sollte die ehemalige Lagerhalle am Nordbahnhof nur als temporäre Zwischennutzung verwendet werden, bevor sie abgerissen wird. Doch sie hat sich schnell zu einem wichtigen Zentrum für das neue Stadtentwicklungsgebiet nahe dem Wiener Praterstern entwickelt. Dort fanden etwa Theaterstücke, Märkte, Festivals, eine Spielstadt für Kinder, Vorträge oder Open-Air-Kinos statt, dazu gab es ein Lokal und einen feinen Außenbereich.

Dass das kulturelle Zentrum so schnell so wichtig wurde, sollte nicht verwundern: Allein in den neu errichteten Wohnbauten des Nordbahnhof-Viertels werden nach der letzten Ausbaustufe rund 20.000 Menschen leben, dazu kommen die BewohnerInnen der umliegenden Stadtteile. Und in den kommenden Jahren wird direkt nebenan mit dem Nordwestbahnhof ein weiteres großes Stadtentwicklungsgebiet entstehen.

Der Kommerz am Donaukanal wird zum Problem

Die Nordbahnhalle war allerdings von Beginn an nur als Übergang geplant. Auf einem Teils des Geländes des ehemaligen Nordbahnhofs soll ein großer Grünraum entstehen, die sogenannte „Freie Mitte“ – in der Nähe dieses Bereichs ist auch die Halle. Dem Vernehmen nach gibt es dabei immer wieder Begehrlichkeiten verschiedener Bauträger, die den Bereich der „Freien Mitte“ zugunsten von Bauraum verkleinern wollen.

Öffis und Halle wären möglich gewesen

Gleichzeitig wird auch eine Straßenbahn in das Gebiet gebaut, der Abriss der Halle sollte Platz für die Umkehrschleife der verlängerten Linie O schaffen. Hier allerdings scheiden sich die Geister: Denn eigentlich ist seit Jahren geplant, dass diese Linie im Endausbau bis zum Friedrich-Engels-Platz verlängert wird und damit den Nordbahnhof an die U6 anschließt. Würde diese verkehrstechnisch wichtige Verlängerung bald umgesetzt, bräuchte es auch keine Umkehrschleife.

Im September gab es schließlich einen ersten wichtigen Erfolg für die Betreiber. Eine Förderung für 100.000 durch die Stadt Wien wurde zugesagt, die Halle sollte mindestens für ein weiteres Jahr als Kulturzentrum dienen.

Danach – so der Plan – sollte die Halle aber abgerissen werden. Die BI kritisiert dabei vor allem die grüne Vizebürgermeisterin Birgit Hebein sowie die Grünen Leopoldstadt (die im Bezirk die Bezirksvorsteherin stellen) und schreibt: „Trotz massivem Gegenwind der #Stadtentwicklung im Ressort von Birgit Hebein und Die Grünen Leopoldstadt (…) waren wir bereit, weiter für die Entwicklung eines Modellprojekts für Nachbarschaft, Kultur und Soziales zu kämpfen.“

Fakten schaffen

Doch nun wurden mit dem Brand wohl schlichtweg Fakten geschaffen. Aktuell ist noch unklar, wie groß die Schäden sind, die der Brand hinterlassen hat. Möglich ist, dass allein aus statischen Gründen ein Abriss notwendig ist. Doch auch, wenn dem nicht so sein sollte, wäre wohl ein gewaltiger politischer Kraftakt nötig, um den nötigen politischen Druck zu erzeugen, damit die Halle saniert wird.

Für die BI ist der Kampf damit noch nicht vorbei. Sie schreibt: „Wien braucht dringend gemeinwohlorientierte Räume für Nachbarschaft, Kultur und Soziales. Jetzt liegt es an der Stadtplanungspolitik, für einen Ersatz der 1350m2 großen Halle zu sorgen. Wir bleiben dran!“

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