Immer öfter zeigen extreme Rechte, Neonazis und Identitäre in Österreich ein neues „White Power“-Symbol – unter anderem am FPÖ-Akademikerball und bei der Vorlesung des rechten Professors Höbelt an der Uni Wien.
Eigentlich ist es ein sehr positives Symbol: Wenn TaucherInnen sich gegenseitig zeigen wollen, dass alles in Ordnung ist, formen sie mit Daumen und Zeigefinger einen Ring, die drei restlichen Finger werden abgespreizt. Das sonst übliche O.K-Zeichen mit dem erhobenen Daumen würde unter Wasser nicht so gut funktionieren – denn das bedeutet „nach oben“.
Seit einigen Jahren gibt es aber vor allem in der US-amerikanischen extremen Rechten einen neuen Trend: Das TaucherInnen-Symbol wurde dort zu einem faschistischen Hasssymbol umgedeutet. Die drei abgespreizten Finger stehen dabei für ein „W“, Daumen und Zeigefinger sollen ein „P“ symbolisieren – zusammen ergibt das White Power, also einen zentralen Slogan der internationalen faschistischen Rechten.
Zuletzt tauchte dieses Symbol auch in Österreich verstärkt auf. Erst jüngst etwa bei einer der umstrittenen Vorlesungen des weit rechten Professors Lothar Höbelt an der Universität Wien: Am 21. Jänner machten dort bekannte extreme Rechte die Geste mehrmals mitten in die Kamera.
Allen voran und gut erkennbar mit der Geste sind die beiden Sprecher des österreichischen Ablegers der neofaschistischen Gruppe Identitäre, Martin Sellner und Philipp Huemer. Dokumentiert hat diese Vorlesung das Presse-Service Wien (vielen Dank an dieser Stelle für die Erlaubnis zur Veröffentlichung der Bilder).
Auch beim FPÖ-Akademikerball der extrem rechten Burschenschaften tauchte das Symbol auf. Dort zeigte es Ex-Pegida-Lachnummer Georg Nagel – einst DJ im Plüschkostüm mit Plastikpenis, heute angeblicher Retter der Familien – in die Kameras der anwesenden JournalistInnen. Angesprochen darauf, welches Zeichen er hier präsentieren würde, behauptete er, es sei ein „O.K“-Zeichen.
Und das zeigt genau, warum dieses Symbol für die extreme Rechte so attraktiv ist: Durch die mehrfache Bedeutung können sich einschlägige Kreise immer wieder herausreden. Gleichzeitig wird der Code in der eigenen Szene bestens verstanden.
Mit wem Sellner, Huemer, Nagel und Co hier symbolisch auf einer Linie sind, zeigt der Prozess gegen den faschistischen Massenmörder Brenton Tarrant, der bei einem Massaker im neuseeländischen Christchurch im März 2019 insgesamt 51 Menschen getötet hatte. Bei einer Anhörung vor Gericht im März 2019 zeigte auch er die White-Power-Geste.
Verbindungen zwischen Massenmörder Tarrant und Sellner sind dabei inzwischen offenkundig, der Australier hatte Sellner 2018 eine hohe Summe Geld überwiesen. In einem Mailverkehr hatten sich die beiden dann gegenseitig Einladungen ausgesprochen, der spätere Attentäter hatte Sellner aufgefordert: „Kämpf den guten Kampf weiter.“
Auch in den USA wird die neue White Power-Geste inzwischen verstärkt diskutiert. Erst im Dezember 2019 kam es zu einem neuen Vorfall, als zwei US-Militärakademie-Kadetten und ein Marine-Angehöriger das umstrittene Symbol bei einer Sportveranstaltung in die Kameras zeigten. Die US-amerikanische Anti-Defamation League führt die Geste inzwischen in der Liste der Hass-Symbole.
Der rechte Professor Höbelt wurde an der Uni Wien erfolgreich blockiert
Beachtlich bei der Debatte um diese Geste ist nicht zuletzt, dass sie über die gesamte extreme Rechte hinweg populär ist. Die Bandbreite reicht dabei vom Massenmörder Tarrant bis zu Ministern eines EU-Staates.
Bereits im April vergangenen Jahres hatten die neuen estnischen Minister für Inneres und Finanzen bei ihrer Angelobung die Geste präsentiert. Beide sind Mitglieder der extrem rechten Partei EKRE. Im Mai war es dann Marine Le Pen, Vorsitzende der extrem rechten „Nationalen Sammlung“ in Frankreich.
Le Pen zeigte die Geste auf einem Selfie. Ebenso beachtlich ist zweifellos, wie hier die Hüllen fallen: Die verschiedenen Flügel der einschlägigen Rechten von extrem rechten Wahlparteien über Identitäre bis zu Massenmördern benützen gleichermaßen ein Symbol, das keine Fragen mehr offen lässt.
Die Identitären und der japanische Faschismus – Ein Code für Putsch, Gewalt und Diktatur
„White Power“ ist seit vielen Jahren der Slogan neonazistischer und faschistischer des neonazistischen und faschistischen Überlegenheitsdenkens. Er steht eindeutig in der Tradition der Nazi-Rassenideologie.
Wer innerhalb der extremen Rechten dieses Symbol verwendet, weiß ganz genau, was „White Power“ bedeutet. Und alle anderen Menschen sollten sich genau bewusst sein, mit wem sie es hier zu tun haben.
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