Am Reumannplatz der ältere Mann mit Stock. Er hat nur noch wenige Zähne – und wirkt gleichzeitig so, als wäre er in seinem Leben auch für manch Verluste verantwortlich gewesen.
Der Bettler, der quer über die Favoritenstraße robbt und der Bub im Fußballtrikot, der ihm Geld gibt. Ich, der ich dem Buben dafür Danke sage. „Kein Mensch ist illegal“, steht gesprayt auf einer Hauswand in dieser ehemaligen Hochburg der tschechischen ArbeiterInnen und der Sozialdemokratie.
Das stolze Arbeiterheim der SPÖ ist jetzt ein Hotel. Junge MigrantInnen lachen, das Leben ist bunt. Die FPÖ-Plakate verblassen, ein paar dutzend Meter weiter: „FPÖ geh scheißn“ auf einem Luftschacht. Dem Erotik-Video-Laden geht das Geld aus, immer drängender werden die Lockangebote.
Das Geschäft mit den schwarzen Lederhosen in der Auslage heißt nun „Istanbul Mode Bazaar“. Die „Austria Fans gegen Rechts“ der Veilchen vom Verteilerkreis fordern „Kick out Fascism“ auf ihren Klebern – hoffen wir, dass sie Erfolg haben.
Die Valentinstags-Barbie kostet nur mehr 9,99 statt 19,99 (Ken und Rollenvorgaben sind inklusive). Die Hauptstraße geht zu Ende, der Hauptbahnhof kommt.
Über den Gürtel ist die Wieden, ein Wiener Nobelbezirk. Und das wäre ein ganz anderes Kapitel.