Graue Wölfe greifen in Wien eine linke Kundgebung an

FaschistInnen haben am Mittwoch kurdische, türkische und österreichische Linke angegriffen. Für heute ist eine Protestdemonstration angekündigt.

Mindestens hundert Anhänger der türkischen faschistischen Organisation „Graue Wölfe“ haben am Mittwoch Abend in Wien kurdische, türkische und österreichische Linke angegriffen. Ausgangspunkt der Auseinandersetzungen war der Keplerplatz/Viktor-Adler-Markt in Wien-Favoriten.

Dort hatten am späten Nachmittag linke kurdische und türkische Frauenorganisationen eine Kundgebung organisiert. Bereits zu diesem Zeitpunkt kam es zu ersten Angriffen der Faschisten, erzählt eine Augenzeugin. Die AktivistInnen hatten sich darauf ins nahegelegene linke Zentrum Ernst-Kirchweger-Haus (EKH) zurückgezogen. Im EKH haben auch Organisationen von linken kurdischen und türkischen MigrantInnen ihre Vereinsräume.

Die Faschisten hätten sich dann im nahen Wielandpark gesammelt und wären bis vor das EKH gekommen, erzählt die Augenzeugin. „Sie haben uns mit Messern bedroht“, erzählt sie. „Wir werden euch umbringen“, hätten Faschisten gedroht. „Sie wollten ins EKH eindringen“, erzählt mir ein weiterer kurdischer Aktivist.

Es sei „eine regelrechte Belagerung“ gewesen. Mehrere Bilder zeigen Faschisten, die den in Österreich inzwischen verbotenen „Wolfsgruß“ der Grauen Wölfe zeigen.

Die Drohungen mussten durchaus ernst genommen werden. Die Grauen Wölfe sind eine faschistische Terrororganisation, die in der Türkei tausende KurdInnen und Linke ermordet hat. Sie sind auch eng mit der organisierten Kriminalität und dem internationalen Drogenhandel verbunden.

Die Türkei: Ein Land im Krieg

Ihr politischer Arm, die MHP, ist eng verbunden mit der AKP von Präsident Recep Tayyip Erdoğan. Die Unterschiede zwischen den beiden Parteien verschwimmen zusehends. Hier habe ich mehr über die Hintergründe der Grauen Wölfe in Österreich aufgeschrieben.

In Wien war es zuletzt am 1. Mai zu Provokationen gekommen. Auch damals hatten die Faschisten eine linke Kundgebung auf der Favoritenstraße angegriffen. Hier könnt ihr mehr zu diesem Angriff lesen.

Braune Wölfe im Schafspelz

Als Reaktion und zum Schutz der Betroffenen mobilisierten linke AktivistInnen für 21 Uhr zu einer Kundgebung am Keplerplatz. Wieder verlagerte sich das Geschehen zum EKH, wo inzwischen auch verstärkt Polizeikräfte eingetroffen waren. Deren Rolle und Aufgabe war anfänglich nicht klar.

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So schreibt mir ein kurdischer Aktivist kurz nach 21 Uhr: „Jetzt hat die Polizei das Haus umstellt und will angebliche Verdächtige aus dem Haus holen.“ Auch ein weiterer Augenzeuge berichtet mir gegenüber von einem „Polizeikessel“.

Inzwischen mobilisierte die Wiener Linke, vor dem EKH trafen immer mehr Menschen ein. Die Polizei sperrte zuerst die gesamte Wielandgasse, wo das EKH ist, auf beiden Seiten ab. Schließlich wurde aber der Zugang auf einer Seite geöffnet, sodass die Menschen im Haus und solidarische UnterstützerInnen sich vereinigen konnten.

Im erweiterten Umfeld des Hauses waren zu diesem Zeitpunkt immer wieder kleinere faschistische Gruppen unterwegs. Gegen 22.30 Uhr etwa bekomme ich die Nachricht, kurz zuvor sei „eine Gruppe von 20 Faschos“ über die Favoritenstraße Richtung Reumannplatz gezogen. Am nahen Antonsplatz hätte es „Verfolgungsjagden“ mit der Polizei gegeben.

Zum gleichen Zeitpunkt sammeln sich auch die linken AktivistInnen im und vor dem EKH zu einer Demonstration. Gemeinsam und geschlossen verlassen sie das Haus und ziehen in einem Demonstrationszug zum Wiener Hauptbahnhof.

Als Reaktion auf die faschistische Provokation rufen AktivistInnen für Donnerstag um 18 Uhr zu einer Kundgebung am Viktor-Adler-Platz auf. Der Aufruf endet mit den Worten: „Kein Fußbreit dem Faschismus! Faşizme Karşı Omuz Omuza!“

Hier könnt ihr mehr Artikel und Reportagen von mir aus der Türkei, aus Kurdistan und über die Repression gegen linke KurdInnen und TürkInnen lesen!

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