Die kurdischen Gebiete der Türkei: Militarisierung, Guerilla und eine wunderschöne Landschaft. Eine Bildreportage.
Die kurdischen Gebiete der Türkei sind regelmäßig Thema in den internationalen Medien. Doch nur wenige Menschen wissen, wie es dort tatsächlich aussieht. Auf Einladung der linken pro-kurdischen Partei HDP habe ich als Wahlbeobachter während der letzten Parlamentswahlen den kurdischen Südosten der Türkei besucht.
Ich war in diesen Tagen im November 2015 vor allem in der Region rund um den riesigen Van-See unterwegs und besuchte unter anderem die Städte Bitlis, Hizan, Tatvan und Van. Am Wahltag beobachtete ich die Stimmabgabe in verschiedensten ländlichen Wahllokalen in der Provinz Bitlis. Heute gibt es in diesen Städten immer wieder Auseinandersetzungen zwischen dem türkischen Militär und der kurdischen Guerilla.
Das gesamte Land ist enorm militarisiert. Radpanzer und festungsartige Stationen der Jandarma, einer militärisch organisierten Spezial-Polizei, sind allgegenwärtig. In den Städten patrouillieren die Wasserwerfer der Polizei. In den ländlichen Gebieten sind immer wieder gut bewaffnete regierungsnahe Paramilitärs (sogenannte Dorfschützer) anzutreffen. Oft ist überhaupt nicht klar, wo die Grenzen zwischen diesen verschiedenen Einheiten verlaufen.
Dennoch haben die Einheiten der Regierung in vielen Gegenden einen äußerst schweren Stand. Zum Zeitpunkt meines Besuches gab es etwa eine ganze Reihe von Orten, wo die Regierung erst kurz zuvor wieder Präsenz zeigen konnte, nachdem die kurdische Arbeiterpartei PKK einen Waffenstillstand verkündet hatte.
Symbole der verbotenen PKK und Bilder ihres im Gefängnis sitzenden Vorsitzenden Abdullah Öcalan wurden insbesondere in kleineren Orten relativ offen gezeigt. In einem Ort hörte ich auf meine diesbezügliche Nachfrage: „Wegen einer PKK-Fahne würde das Militär die Fahrt in die Stadt nicht riskieren“.
Das gesamte Gebiet ist eine uralte Kulturlandschaft. Die Erde wirkt fruchtbar und reich, immer wieder sind mittelalterliche Burgen zu sehen. Auf einer Halbinsel am Van-See steht auch eine verlassene armenische Kirche. Sie erinnert daran, dass dieses Gebiet ursprünglich auch armenisch besiedelt war, bevor im Völkermord 1915 die armenische Minderheit in der Türkei fast vollständig ermordet wurde.
Insbesondere in den Bergen ist das Land sehr dünn besiedelt. Fast könnte ich glauben, dass ich hier alleine bin. Doch dann telefoniert mein Begleiter und zeigt dann auf einen bestimmten Punkt am nächsten Gipfel. Er erzählt mir, dass uns jetzt gerade eine Frauen-Guerillaeinheit der PKK beobachtet …