Trotz bereits weit fortgeschrittener Streikvorbereitungen hat die Gewerkschaft am Freitag einem Abschluss für den Sozialbereich zugestimmt. Er liegt weit unter den finanziellen Forderungen, bei der Arbeitszeitverkürzung gibt es keinerlei Verbesserungen. Es ist eine Niederlage für die rund 100.000 Beschäftigten – ohne dass der Arbeitskampf überhaupt versucht worden wäre.
Die Stimmung für einen Streik war eigentlich bereits sehr gut. An mehr als hundert Standorten gab es laut AktivistInnen bereits am 15 und 16. Februar Warnstreiks. Für kommende Woche war eine Ausweitung der Streiks geplant, in Wien sollte es auch eine öffentliche Streikversammlung verschiedener Betriebe vor dem Rathaus geben. Doch nun gab es in der letzten Verhandlungsrunde einen Abschluss, der weit unter den Erwartungen liegt. 2,5 Prozent Lohnerhöhung und ein Urlaubstag mehr für Beschäftigte mit mehr als 5 Jahren Betriebszugehörigkeit stehen am Papier – wobei von diesem Urlaubstag aufgrund der hohen Fluktuation viele nicht profitieren werden.
Im Vorfeld wurden substantielle Lohnerhöhungen und eine Arbeitszeitverkürzung gefordert. Auf der Facebook-Seite der zuständigen Gewerkschaft der Privatangestellten häufen sich gegenwärtig die kritischen Meldungen zum Abschluss. „Frechheit“, „Lachhaft“ oder „Dass man sich das noch posten traut“ lauten etwa einige der Kommentare. Oder auch deftiger: „scheiße als Erfolg verkaufen geht nicht mehr“. Vor allem, dass es keinerlei Schritte Richtung Arbeitszeitverkürzung gibt, empört viele.
Warnstreik als positives Zeichen
Auch die Betriebsratskörperschaft der Wiener Kinder- und Jugendbetreuung sieht das Ergebnis extrem kritisch, auf ihrer Seite hat sie das Ergebnis analysiert. Betriebsratsvorsitzende Selma Schacht hat auch gegen den Abschluss gestimmt, laut einer Stellungnahme als eine von 8 Gegenstimmen bei 28 Pro-Stimmen zum Abschluss. Betriebsratsvorsitzende Selma Schacht, sagt: „Ich bin zornig wegen der Blockadehaltung der Arbeitgeber und zornig über die kompromisslerische Haltung vieler Betriebsräte.“ Doch positiv für die Betriebsrätin und AK-Rätin für die Liste „Komintern“: „Der Warnstreik hat gezeigt: Viele KollegInnen sind bereit, für ihre Interessen zu kämpfen!“
Auch die linke Basisinitiative von Beschäftigen des Sozialbereichs „Wir sind sozial, aber nicht blöd“ sagt: „Wären die Streiks weitergegangen – hätte mehr für uns ArbeitnehmerInnen drinnen sein können.“ Klar ist: Niemand kann wissen, ob mit einer Fortsetzung und Ausweitung der Streik ein besserer Abschluss gelungen wäre.
Offensichtlich aber ist, dass der Abschluss ohne Streik klar unter den Erwartungen und Forderungen vieler Beschäftigter ist. KollegInnen, die mehr erhofft hatten, könnten sich nun enttäuscht abwenden – ein weiterer Arbeitskampf in den kommenden Jahren deutlich schwieriger zu organisieren sein. Resümee: Da wäre mehr drin gewesen für die KollegInnen.