Wiens Vizebürgermeister Nepp ist auf einem Stammtisch der FPÖ-Studenten mit Kadern der neofaschistischen Gruppe „Identitäre Bewegung“ zu sehen. Weitere Verbindungen sind möglich: Die Barden, die ehemalige Studentenverbindung von Nepp, wurde später zum Zentrum von IB-Aktivitäten.
Der Wiener „Ring freiheitlicher Studenten“ veranstaltet regelmäßig sogenannte Stammtische. Beim Stammtisch der Studierendenorganisation der FPÖ am 21. November 2018 war Wiens FPÖ-Vizebürgermeister Dominik Nepp zu Gast. Er soll dabei über die Wiener Bildungspolitik referiert haben, wie auf der Facebook-Seite des RFS Wien berichtet wird.
Dass Nepp für eine FPÖ-Jugendorganisation referiert, kommt nicht von ungefähr. Er war selbst Obmann des Rings Freiheitlicher Jugend und ist – wie zahlreiche andere FPÖ-Abgeordnete in Wien – Mitglied der extrem rechten Burschenschaft Aldania.
Äußerst aufschlussreich ist allerdings, wer neben Nepp noch an diesem Stammtisch teilgenommen hat. Die Bilder, die der RFS veröffentlicht hat, zeigen hinter Nepp unter anderem Philipp Huemer und Fabian Rusnjak, zwei zentrale Kader der neofaschistischen Gruppe „Identitäre Bewegung“. Aufgedeckt hat das die Autonome Antifa Wien.
++ Wiener Vizebürgermeister Nepp (FPÖ) mit Neofaschisten auf RFS-Stammtisch ++
Dominik Nepp gemeinsam mit Fabian Rusnjak und Philipp Huemer am 21.11. auf Veranstaltung des RFS. pic.twitter.com/TuHW6Wqfcn
— autonome antifa [w] (@antifa_w) November 23, 2018
Huemer ist gemeinsam mit Martin Sellner offizieller Sprecher der Gruppe in Österreich und gilt als bekanntes Gesicht der Gruppe. Sowohl Huemer wie Rusnjak wurden in der Vergangenheit bereits gegen AntifaschistInnen handgreiflich. Hier habe ich darüber berichtet.
Die veröffentlichten Bilder zeigen zwar nicht, dass Nepp unmittelbar mit den beiden gesprochen hätte. Doch beim gesamten Stammtisch waren laut RFS nur rund 30 Personen. Es wäre also eher unwahrscheinlich, wenn sich die teilnehmenden Personen gegenseitig nicht wahrgenommen hätten.
Gleichzeitig sind auch Huemer und Rusnjak in burschenschaftlichen Strukturen verankert. Beide werden im Zusammenhang mit der Wiener Verbindung „Sängerschaft Barden“ verortet. Das Haus der Barden galt lange Zeit als informelles Zentrum der IB in Wien, auch IB-Sprecher Martin Sellner war dort „korporiert“. Im Juni 2016 endete ein nicht-angemeldeter Aufmarsch der IB sogar im Haus der Barden in der Wiener Albertgasse 51.
Und die Barden wiederum sind genau die Studentenverbindung, der auch Dominik Nepp lange Jahre angehört hat. Mindestens zwischen 2006 und 2008 hatte Nepp laut „Meine Abgeordneten“ sogar vereinsrechtliche Funktionen bei den Barden.
Wie lange Nepp danach noch „Alter Herr“ der Sängerschaft war, ist nicht bekannt. In einem Interview mit der Presse im Februar 2018 gibt Nepp an, dass er aufgrund „anderer Interessen“ zur Aldania gewechselt sei. Die Aktivitäten der IB bei den Barden seien, so Nepp, „lange nach meiner Zeit“. Doch zumindest bei den Stammtischen des RFS mit Nepp sind die IB-Barden offenbar wohlgelitten.
Die IB kann als außerparlamentarische Stoßtruppe der burschenschaftlichen Zusammenhänge in Österreich gelten, der RFS wiederum ist das parteipolitische Sprachrohr der aktiven Burschenschaftler. Dass die IB hier angedockt, sollte also nicht überraschend. Doch wie kurz die Wege zwischen IB und FPÖ-Spitze über diese burschenschaftlichen Vernetzungen sind, verdient jedenfalls Beachtung.